Schnell verfügbare Ersatzteile aus dem 3d-Drucker

STEBAG Land- und Nutzfahrzeugtechnik GmbH

Die STEBAG hat seit Kurzem einen 3D-Drucker im Einsatz, mit dem fehlende Ersatzteile angefertigt werden können.

Der Deckel für den Öleinfüllstutzen eines Lkw ist gebrochen, Motoröl spritzt heraus. Das Fahrzeug kann nicht weiterfahren. Die Waren auf dem Anhänger kommen nicht mehr rechtzeitig zu den Kunden. Die Nachfrage bei der Werkstatt zeigt, dass der Deckel nicht verfügbar ist – er muss bestellt werden. In der heutigen Phase kann das eine Wartezeit von mehreren Tagen bedeuten. Nicht so bei der StegmaierGroup (Kirchberg an der Jagst): Das Tochterunternehmen STEBAG Land- und Nutzfahrzeugtechnik in Ellwangen verfügt seit einiger Zeit über einen 3D-Drucker. Innerhalb weniger Stunden kann das fehlende Ersatzteil angefertigt und eingebaut werden. Der Lkw ist wieder einsatzbereit und erreicht seinen Zielort ohne weitere Verzögerungen.

Die schnelle Verfügbarkeit von Ersatzteilen ist nur ein Vorteil der neuen Technik: Mit einem 3D-Drucker lassen sich auch Prototypen, Kleinserien, Werkzeuge sowie Accessoires und Schilder in kurzer Zeit und mit einem überschaubaren Aufwand fertigen. In vielen Fällen können die verwendeten Thermoplaste (zum Beispiel PA-6-Nylon) Bauteile aus Metall ersetzen: Sie haben einen geringen Verschleiß und sind zäh. Dadurch sind sie langlebig und überzeugen durch eine saubere Oberfläche und eine hohe Bruchfestigkeit. Die Teile sind sofort nach dem Druck einbaufähig – sie müssen nicht mehr nachbearbeitet werden: Die Oberfläche ist glatt und es gibt keine Grate, die entfernt werden müssten.

Die Technik erlaubt auch ganze Teilegruppen, wie beispielsweise ein Scharnier, zu drucken: Sobald der Prozess beendet ist, wird das Teil ohne weitere Montage eingebaut, bei voller Funktionalität. Auch im Prototypen- oder Werkzeugbau lässt sich ein 3D-Drucker hervorragend verwenden: Von der Idee, der Zeichnung, Fertigung bis hin zum Einsatz vergeht weniger Zeit als gewohnt. Wenn nötig, kann das Teil mechanisch angepasst und dann erst genutzt werden. Größere Änderungen lassen sich direkt an der Zeichnung vornehmen, und das geänderte Teil kann nach der Fertigung sofort montiert werden. Auch für Fahrzeuge, Maschinen und Geräte, für die es keine Ersatzteile mehr gibt, oder bei denen der Ersatzteilemarkt sehr überteuert ist, können die entsprechenden Komponenten gezeichnet und gefertigt werden. Bei Oldtimern oder alten Landmaschinen gibt es beispielsweise keine Ersatzteilversorgung durch den Hersteller mehr. Die einzelnen Komponenten werden, wenn überhaupt, auf Märkten und im Internet gehandelt – sie sind schlecht verfügbar. Mithilfe des 3D-Drucks kann das bisher fehlende Teil konstruiert und herstellt werden. Die Fahrzeuge sind sehr zur Freude der Besitzer dann rasch wieder einsetzbar.

Sven Groß, Projektleiter 3D-Druck bei STEBAG Land- und Nutzfahrzeugtechnik, weiß von weiteren Vorteilen zu berichten: „Durch einen 3D-Drucker lässt sich der Ersatzteilebestand für selten benötige Artikel reduzieren, denn viele Teile werden nur wenige Male pro Jahr benötigt, sind aber nur in größeren Verpackungseinheiten verfügbar.“ Somit werden die Teile erst dann direkt an der Werkbank gefertigt, wenn sie wirklich zum Einsatz kommen – das geht schneller, ist nachhaltiger und spart CO2 für den nicht benötigten Transport.

Die Teile, die so hergestellt werden, sind lizensierte Originalteile der Hersteller: Aus einer Datenbank können die Zeichnungsdateien heruntergeladen und direkt gedruckt werden. Daraus ziehen alle Beteiligten ihren Nutzen: Das Fahrzeug des Endkunden ist schnell wieder verfügbar, der Hersteller stellt die Originaldaten zur Verfügung, und die Werkstattmitarbeiter haben einen weiteren Kunden mit einen sehr guten Service zufriedengestellt.

Das Komplettsystem (bestehend aus dem Partbox-3D-Drucker und der Plattform, dem Partbox-Operation-System) wird zusammen mit dem Hersteller, Schubert Additive Solutions, in allen Werkstätten der StegmaierGroup und in Partnerunternehmen, die an das Stegmaier-Netz angebunden sind, nach und nach eingeführt. Sie alle haben Zugriff auf den immer umfangreicher werdenden Teilekatalog. Er wird mit neu erstellten Komponenten ständig erweitert. Mit unterschiedlichen Flatrate-Paketen können die Teile dann je nach Bedarf gedruckt werden. „Der hochwertige 3D-Druck für stark strapazierte Ersatzteile steht noch ganz am Anfang“, erklärt Sven Groß. „Wir loten die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten dieses zukunftsorientierten, spannenden Themas gerade aus, unterstützen aber unsere Kunden schon mit dringend benötigten Teilen.“

 

Sven Groß, Projektleiter 3D-Druck, konstruiert eine Halterung für eine Rückfahrkamera. Die Fertigungsdaten werden an den 3D-Drucker geschickt.